Choragus sheppardi

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Abbildungen von oben nach unten  (durch Anklicken vergrößern):
Choragus sheppardi
 
1 Habitus
 2 Larve
 3 Larve, Kopfansicht
 4 Genitalorgan des Männchens
 5 Legeapparat und Spermatheka des
     Weibchens
 6 Spitze des Legestachels vergrößert
 7 Legestachel von Rhaphitropis
     marchicus

(c) Copyright 2001 Dr. Arved Lompe. All rights reserved.

 Choragus sheppardi wurde im Rahmen der Untersuchung auf holzbewohnende Käfer einer aufgelassenen Obstplantage in Nienburg/Weser von Sprick aus den Ästen eines umgestürzten Apfelbaumes gezüchtet. Das Holz war am 1. März 2001 eingetragen worden und die ersten Käfer erschienen im April. Die Art entwickelte sich in diesem Fall in dem Pilz Diatrype stigma (det. Woeldecke). Der Pilz bildet unter der Holz- oder Rindenoberfläche eine dünne Schicht von Pyknidien aus. Der Porus jedes Pyknidiums ist etwas erhaben und bildet somit eine kleine Pustel auf der Oberfläche. An den befallenen Stellen ist das Holz wie aufgequollen etwas erhaben und schwarz eingefärbt
(s. Abb. 9 u. 10).

An den von Käfer befallenen Stellen ist die Pyknidienschicht unter der Holzoberfläche flächig weggefressen, d.h. Gänge sind meist nicht erkennbar. Zur Verpuppung wird ein 3-4 mm tiefer Gang in das Holz gefressen. Dort wurden im Juni noch verpuppungsreife Larven gefunden. Weiter fanden sich in diesen Fraßbereichen Larven von Lissodema denticolle (Coleoptera, Salpingidae), offensichtlich wohl ein Verfolger von Choragus (Abb. 11); Käfer dieser Art waren ebenfalls in einiger Zahl geschlüpft. Weiterhin wurden 2 Exemplare einer Schlupfwespe gefunden die wohl zur Familie Proctotrupidae gehören (Abb. 12). Wie von Cymorek beschrieben saßen sie in den Puppenwiegen von Choragus.

Bei der Untersuchung der der Käfer habe ich zu meiner  Überraschung festgestellt, daß ein Tier, das nach der Beschreibung der Genitalorgane durch Cymorek (1963) ein Männchen sein sollte, eine Spermatheka enthielt (s. Abb. 5)! Die nähere Untersuchung der Tiere ergab dann, daß Cymorek bei der Beschreibung der Genitalorgane die Geschlechter verwechselt hat, und nicht - wie er in seiner Arbeit angibt - Wolfrum und andere Autoren. Die Art und Weise in der er das Beobachtete in seinem Sinne umdeutet ist ein Lehrstück dafür, wie deskriptive wissenschaftliche Arbeit nicht sein sollte! Leider ist kein Hinweis in seiner Arbeit zu finden aus dem man schließen könnte, warum er die Geschlechter verwechselt hat.

Cymorek beschreibt ausführlich die Entwicklung und das Brutverhalten in einer Diatrype-Art auf Efeu (Abb. 8). Die Weibchen legen jeweils ein Ei in eine Pyknidie und er schließt daraus, daß der Legeapparat der Weibchen dazu besonders ausgebildet sein müßte. Das ist tatsächlich der Fall, aber anders als er vermutet: es ist eine Art Legestachel bzw. -bohrer aus 2 Chitinstäben ausgebildet, die an der Spitze ein gezähntes ‘Raspelorgan’ haben (Abb. 5 u. 6). Damit kann sich das Legeorgan in die Pyknidie hineinarbeiten. Der Porus der Pyknidie ist normalerweise verschlossen bzw hat nur eine sehr kleine Öffnung. Die Pyknidie selbst ist hohl (Abb. 10). Bei der verwandten Art Rhaphitropis marchicus ist der Legeapparat ahnlich gebildet, aber viel größer im Durchmesser und relativ kürzer (Abb.7). Die Pyknidien der Pilzart, in der sich diese Art zu entwickeln scheint, sind auch entsprechend deutlich größer. Ähnliche, aber mit richtigen Widerhaken ausgebildete Legeapparate finden sich z.B. auch bei holzbewohnenden (Schlupf-)Wespen.

Das männliche Genital ist ganz ‘normal’ gebaut (Abb. 4). Die Organe sind in den Abbildungen schon in die einzelnen Bestandteile auseinanderpräpariert.

Zur Unterscheidung der Arten sheppardi und horni ist es hilfreich das Geschlecht zu kennen. Dann sind die Arten auch ohne Genitalpräparation an der Bildung des Analsternites zu trennen. Die Abbildungen von Palm zur Trennung der beiden Arten finden Sie hier.

Literatur: (Siehe auch hier)

  • Cymorek, S., 1963: Über die Biologie und den Genitalbau des Zwergbreitrüßlers Choragus sheppardi Kirby (Col. Anthribidae); Ent. Bl. 59(3), p. 151-161
  • Palm, T., 1954: Choragus sheppardi Kirby och Horni Wolfrum (Col. Anthribidae); Opusc Ent.19, p. 232-237
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Schlupfwespe / Bethylidae
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Abbildungen von oben nach unten  (durch Anklicken vergrößern):
  8 Diatrype sp. auf Efeu
  9  Diatrype stigma auf Apfel
 10  Diatrype stigma, Pyknidien
 11  Larven von Lissodema
     denticolle

 12  Schlupfwespe (
Bethylidae)
 13  Brutpilz von Rhaphitropis
     marchicus